Eine Blitz-Umfrage vom Oktober 2024 unter den Mitgliedseinrichtungen des Evanglischen Fachverband für Teilhabe (BeB) zeigt, dass die unzureichende Personalbesetzung bereits jetzt Auswirkungen auf die Angebote und damit die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung hat. 60 % der befragten Dienste berichteten, dass offene Stellen über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten unbesetzt blieben. In insgesamt 144 Einrichtungen gaben fast die Hälfte der Befragten (49,31%) an, dass der Personalmangel die Besetzung offener Stellen „stark“ einschränke, während weitere 21,53% von einer „sehr starken“ Einschränkung berichteten.
Die verzögerte Besetzung offener Stellen führt dazu, dass Angebote zurückgefahren werden müssen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen sehen sich aufgrund des Personalmangels häufig einer erhöhten Arbeitsbelastung ausgesetzt. Dadurch ist die Versorgungssicherheit von Menschen mit Behinderung gefährdet, vor allem, weil schon jetzt Angebote insbesondere für Menschen mit intensivemAssistenzbedarf fehlen. Angehörige suchen händeringend und oftmals monatelangnach freien Plätzen.
Der BeB und die Diakonie Deutschland weisen eindringlich auf diese Problematik hin und fordern zügiges Handeln seitens der Politik:
Maria Loheide, Sozialvorständinder Diakonie Deutschland: „Die Zahlen machen deutlich: In vielen Einrichtungen arbeiten die Kolleginnen und Kollegen am Limit. Das schadet der Attraktivität sozialer Berufe und der Arbeit in der Eingliederungshilfe. Wenn wir als Gesellschaft die Rechte von Menschen mit Behinderung auf Teilhabe und Selbstbestimmung auch in Zukunft sichern wollen, brauchen wir wirksame Strategien gegen denFachkräftemangel in der Eingliederungshilfe. Dafür gehört das Thema auf die politische Agenda, denn noch immer werden Menschen mit Behinderung viel zuwenig gehört und ihre notwendige Unterstützung und Begleitung kaum gesehen.“
Pfarrer Frank Stefan, Vorstandsvorsitzender des BeB: „Menschen mit Behinderung dürfen nicht die Leidtragenden dieser prekären Personalsituation werden. Es ist jetzt an der Zeit, dass die Politik entschiedene Maßnahmen ergreift, um die Versorgung sicherzustellen. Dazu gehören die Abschaffung des Schulgeldes und die Refinanzierung der Ausbildung. Auch muss Menschen aus anderen Staaten der Zugang zu Ausbildung und Berufdeutlich erleichtert werden.“
Weitere Informationen
Der Internationale Tag der Menschen mit Behinderungen, der jährlich am 3. Dezember begangen wird, wurde von den Vereinten Nationen ausgerufen, um das Bewusstsein für die Belange von Menschen mit Behinderung zu schärfen und deren Rechte sowie Würde zu fördern. Der Tag dient der Förderung von Inklusion und dem Abbau von Barrieren, die Menschen mit Behinderungen daran hindern, gleichberechtigt an der Gesellschaftteil zuhaben.